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III.2.6 Existiert SrPrI
4
? Das System Sr / PrI
3
und die Bil-
dung von Pr
2
I
5
Allgemeines
In frühen phasenanalytischen Untersuchungen [62] wurden Linienphasen der Zusammenset-
zungen MI
2,4-2,5
(M = La, Ce, Pr) gefunden, deren Charakterisierung erst später mit Hilfe rönt-
genographischer Methoden an Einkristallen erfolgte. Demnach handelt es sich bei diesen
Phasen um Verbindungen des Typs M
2
X
5
(M = La, Ce, Pr; X = Br, I) [69]. In diesen Verbindun-
gen findet man analog zu den Diiodiden der Elemente Lanthan, Cer und Praseodym über-
schüssige Elektronen im Leitungsband, wonach die Diiodide besser als (M
3+
)(e
-
)(I
-
)
2
und die
Verbindungen des Typs M
2
X
5
als (M
3+
)
2
(e
-
)(I
-
)
5
formuliert werden müssen. Während bei den
Diiodiden ein Elektron innerhalb der
¥
2
[MI
8
]-Schichten (tetragonale Schichtstruktur mit wür-
felförmig koordinierten Metallatomen) frei beweglich ist und metallische Eigenschaften ver-
ursacht, ist in den Verbindungen M
2
X
5
das Elektron in einer Einelektron-Dreizentren-Bin-
dung zwischen drei Metallatomen lokalisiert. Aus diesem Grund sind letztere Halbleiter [70],
wenn auch die halbleitenden Eigenschaften nur schwach ausgeprägt sind [71]. Die Bandstruktur
zeigt zwei eng beieinander liegende d-Bänder, welche sich mehr als 1eV unterhalb des Pr-d-
Blocks befinden und zwei Elektronen enthalten. Dies müßte eigentlich zu metallischem Ver-
halten führen, wird aber durch eine Lokalisierung der Elektronen verhindert [70].
In anderen halbleitenden Verbindungen, wie z.B. Gd
2
Cl
3
, findet man dagegen eine vollkommen
andere Situation für die überschüssigen Elektronen, nämlich eine Lokalisierung in Zweizentren-
und Vierzentren-Gd-Gd-Bindungen [55].
Magnetische Messungen, durchgeführt von Krämer et al., zeigen bei tiefen Temperaturen
einen Wechsel im magnetischen Verhalten von Pr
2
I
5
. So wird unterhalb 37K eine
antiferromagnetische Ordnung festgestellt, die sowohl zwischen den „Schichten“ der Pr-
Doppelstränge, als auch zwischen benachbarten Pr-Doppelsträngen innerhalb dieser „Schich-
ten“ auftritt [70].
Für die Synthese dieser Verbindungen werden in der Literatur zwei Methoden beschrieben:
Einerseits erfolgt die Synthese aus dem Selten-Erd-Element durch Umsetzung mit dem ent-
sprechenden Triiodid nach
5 MX
3
+ M ® 3 M
2
X
5
,
was jedoch mit der gleichzeitigen Bildung von Diiodiden MX
2
einhergeht. Andererseits kön-
nen die Verbindungen M
2
X
5
(M = La, Ce, Pr; X = Br, I) durch Umsetzung der Triiodide mit
Lithium als Reduktionsmittel dargestellt werden. Dabei fungiert das anfallende Nebenpro-
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